Lustiger Zeitvertreib und Tor zur Welt: Die Social Media App TikTok spielt bei der Mediennutzung Jugendlicher eine wichtige Rolle. Doch welche Herausforderungen birgt die App für Heranwachsende?
Bildquelle: MINISTERIUM FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT BADEN-WÜRTTEMBERG
Zwar ist laut JIM-Studie 2024 die TikTok-Nutzung leicht gesunken, doch rangiert die Social Media-Plattform nach wie vor unter den TOP 3 Apps und wird von mehr als der Hälfte der 13-19-Jährigen regelmäßig genutzt. Gerade im Bereich Trends liegt TikTok vorne, auch das Phänomen der sogenannten Challenges (von lustig bis lebensgefährlich) hält sich hartnäckig, selbst wenn die Herausforderungen ständig wechseln. Zuletzt wurde vor der „Superman-Challenge“ gewarnt, bei der weltweit dutzende Heranwachsende wegen Knochenbrüchen behandelt werden mussten, brandneu ist die „Paracetamol-Challenge“, die lebensgefährliche Folgen wie Leberschäden nach sich ziehen kann.
TikTok steht zudem wegen zahlreicher anderer Themen regelmäßig in der öffentlichen Kritik:
- Immer wieder werden Datenschutzbedenken laut, in den USA könnte die App sogar verboten werden. Experten werfen TikTok vor, umfangreiche Daten der Nutzer zu sammeln, darunter Standortdaten und Verhaltensmuster, was Sicherheitsbedenken insbesondere bei jüngeren Zielgruppen aufwirft.
- Der Algorithmus des chinesischen Unternehmens Byte Dance wird häufig als problematisch betrachtet, da er einerseits Suchtverhalten fördert, und darüber hinaus neben interessensbasierten Inhalten auch radikale Inhalte (beispielsweise gewalthaltige oder frauenfeindliche Videos) pusht, während Content von Minderheiten eher heruntergerankt wird. So könnten soziale Medien subtil Einfluss auf unsere Ansichten nehmen, selbst wenn eindeutige Kausaleffekte schwer nachweisbar sind.
- TikTok hat ebenfalls schon länger den Ruf, ein Sammelbecken für die Verbreitung von Desinformation zu sein, für die insbesondere junge Nutzer anfällig sind. Vor den Bundestagswahlen 2025 wächst die Sorge, dass fremde Staaten gezielt Einfluss auf die öffentliche Debatte nehmen, auch der Verfassungsschutz warnt vor Falschmeldungen und Manipulation. Die schnelle und virale Natur der Plattform erschwert es, Falschinformationen effektiv zu regulieren. Eine repräsentative Untersuchung des Allensbacher Instituts ergab, dass zahlreiche Desinformationsnarrative und ausländische Propaganda in Deutschland bereits Wirkung zeigen. Junge Menschen und Nutzer von TikTok seien demnach besonders anfällig. Im Zentrum der Untersuchung standen Narrative zu Russland und China, aber auch zu Impfungen, dem Klimawandel und der Corona-Pandemie. Laut der Umfrage glaubten z. B. 42 Prozent der TikTok-User, dass das chinesische Regierungssystem effizienter sei als eine Demokratie.
- Auf der persönlichen Mediennutzungsebene können vor allem kritische Influencer als falsche Vorbilder ein Risiko für Kinder und Jugendliche darstellen. Diese inszenieren sich als erfolgreiche Macher und verbreiten fragwürdige Inhalte zu einer Bandbreite an Themen, die von Lifestyle über Weltanschauung bis hin zu Politik, Religion oder Finanzcoaching reichen. Auch zu Gesundheits- und Beauty-Themen finden sich auf TikTok Content Creators, die unrealistische Schönheitsideale und ein verzerrtes Bild von natürlicher Schönheit fördern. Verschiedene Studien zeigen, dass der ständige Kontakt mit den für TikTok typischen Beautyfiltern das Risiko für Körperunzufriedenheit, Essstörungen und psychische Belastungen erhöhen kann.
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Besonders schwierig ist, dass problematische Inhalte durch Algorithmen leicht viral gehen und damit ein breites Publikum, sprich Reichweite, erreichen. Einige Influencer nutzen ihre Plattform gezielt, um kontroverse Meinungen zu verbreiten, Hassbotschaften zu normalisieren oder bewusst Grenzen des guten Geschmacks zu überschreiten, um Aufmerksamkeit zu erregen (sogenanntes Rage Bait).
Aufgrund der Popularität der App stellt sich die Frage, wie man Kinder und Jugendliche befähigen kann, problematische Inhalte auf TikTok zu erkennen und verantwortungsvoll mit der Plattform umzugehen?
Hier kommt die Förderung von Medienkompetenz der Nutzer ins Spiel. Das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg hat hierfür einen Flyer „Die Tik Tok-Checkliste“ sowie ein Plakat erstellt, das über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! bestellt werden kann. Mithilfe des Flyers sollen Jugendliche erkennen, welche Influencer problematisch sein können und ihnen nicht guttun.
Auch viele weitere Initiativen bieten Unterrichts- und Informationsmaterialien an, die wir hier für Sie verlinkt haben.
Weitere interessante Links zum Thema
- TIKTOK-CHALLENGES IM UNTERRICHT THEMATISIEREN https://www.lmz-bw.de/landesmedienzentrum/aktuelles/aktuelle-meldungen/detailseite/tiktok-challenges-im-unterricht-thematisieren, Stand: 5.2.2025.
- TikTok-Checkliste/Plakat: bestellbar über Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
- Tipps für Jugendliche https://www.klicksafe.de/materialien/tiktok-flyer und Online-Quiz https://www.klicksafe.de/news/teste-dein-wissen-mit-dem-neuen-tiktok-quiz, Stand: 5.2.2025.
- Warum ist TikTok so erfolgreich? https://www.br.de/sogehtmedien/weiterfuehrende-schulen/tiktok-social-media-erfolg-100.html, Stand: 5.2.2025.
- Lernen mit – und über – TikTok https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/themen-und-hintergruende/lernen-mit-und-ueber-tiktok/, Stand: 5.2.2025.
- How To: TikTok verstehen https://www.hr.de/bildungsbox/unterrichtsmaterial/tutorials/how-to-tiktok-verstehen---funktionsweise-der-app-und-risiken-fuer-jugendliche-v3,tutorials-tiktok-100.html, Stand: 5.2.2025.
- Warum sich Desinformation auf TikTok so effektiv verbreitet https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/faktenfuchs-warum-sich-desinformation-auf-tiktok-gut-verbreitet,TgONvKv, Stand: 5.2.2025.
- Wie Tiktok radikale Inhalte verstärkt https://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/problematischer-algorithmus-wie-tiktok-radikale-inhalte-verstaerkt, Stand: 5.2.2025.
- Studie: Desinformation unter jungen Menschen weit verbreitet https://www.freiheit.org/de/pressemitteilung/studie-desinformation-unter-jungen-menschen-weit-verbreitet, Stand: 5.2.2025.
- Medienschau: Professor Reuter über die negativen Auswirkungen von Schönheitsfiltern https://www.tu-darmstadt.de/universitaet/aktuelles_meldungen/einzelansicht_486464.de.jsp?utm_source=chatgpt.com, Stand: 5.2.2025.